Xatt l-Ahmar, der Wrackfriedhof

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Xatt l-Ahmar, der Wrackfriedhof

Xatt l-Ahmar, der Wrackfriedhof

Wo kann man schon an einem Tauchplatz gleich drei Wracks betauchen? Hier im Süden Gozos gleicht der Tauchplatz einem Schiffsfriedhof. Besonders erfahrene Taucher können mit entsprechender Ausrüstung sogar die Wracks in einem Tauchgang kombinieren.

Name: Xlendi, Cominoland, Karwela
Lage: Xatt l-Ahmar, Malta, Europa
Tauchart: eher von Land aus
Tauchflasche: mindestens 12Liter, besser 15 Liter oder Doppelflaschen bzw. Stage.
Equipment: Kompass, Lampe, Deko-Boje bzw. Signal-Boje
Wetter: bei starkem SSO-, SW-Wind nicht möglich
Nachttauchgang: nicht empfehlenswert

Wrack Xlendi
Tiefemax: 45m
Tiefemin: 36m

Wrack Karwela
Tiefemax: 40 m
Tiefemin: 35 m

Wrack Cominoland
Tiefemax: 41 m
Tiefemin: 35 m

Distanzen:
P1 – P3: 260 m
P1 – P2: 65 m
P2 – P6: 5 min
P3 – P5: 200 m
P1 – Xlendi Wrack: 80 m
P1 – Karwela: 5-6 min
P1 – Cominoland: 6-8 min
Karwela – Cominol.: 60 m

Tauchkarte: Xlendi, Karwela, Cominoland

Die Umgebung
Auf einem Hügel stehend trennt das Fort Chambray den Hafen Mgarr von der Bucht Xatt L-Ahmar, in der viele Gozitaner die heißen Sommertage verbringen und dort grillen, faulenzen und schwimmen gehen. Dafür ist die fast kreisförmige, seichte Bucht ideal. Alle paar Meter finden sich Metallleitern für den Einstieg ins Wasser, das hier eine Maximaltiefe von acht Metern erreicht. Das Ufer, von ockerfarbenem Sandstein umsäumt, lädt zum ausgiebigen Sonnenbaden ein. In westliche Richtung ist die Küste bis zur Spitze bei Ras il-Hobs eher flach, das Landesinnere unbewohnt. Die terrassenförmig angelegten kleinen Ackerflächen prägen das Landschaftsbild. Obwohl die Küste fast überall Einstiegsmöglichkeiten bietet, sind geeignete Ausstiegsstellen doch eher spärlich.

Unterwasser bietet das Gebiet um Xatt L-Ahmar Tauchern, vor allem bei dem oft vorherrschenden Nordwest Wind, eine geeignete Ausweichmöglichkeit. Während die Bucht selbst hauptsächlich kleinen Meeresbewohnern Schutz bietet, ruhen einige Meter davon entfernt gleich mehrere größere Wracks in den Tiefen der Gewässer. In unmittelbarer Nähe warten gleich zwei fast unbekannte Grotten auf deren Erkundung und sind das beste Beispiel für die vielen Überraschungen, die Malta bereit halten kann. Im Mai 2001 haben Freunde aus England, Paul und Sue, planlos die MV Xlendi suchend diese beiden Höhlen entdeckt. Doch die wahren Gaumenfreuden der Taucher sind mit Sicherheit die Wracks.

Direkt unterhalb des Parkplatzes befindet sich östlich von einer kleinen felsigen Landzunge eine vier Meter breite schräg ins Meer abfallende natürliche Steinplatte, die ideal als Ein- und Ausstiegsstelle (P1) dient. Sollten die Wellen zu hoch sein, wird der Ausstieg auf dieser „Naturplattform“ schwierig werden. Eine Leiter, 20 Meter weiter östlich, dient dann als geeignete Ausstiegsmöglichkeit, falls nicht einer der Winterstürme ihr den Garaus gemacht haben. Der Nachteil der Leiter ist ein etwa drei Meter langer „Pfad“, der von der Leiter wegführt. Dieser ist maximal 40 cm breit und erfordert ein gutes Gleichgewicht. Zur einen Seite befindet sich das Meer, zur anderen ein tieferes Loch, das fast stets mit Wasser gefüllt ist.

MV Xlendi, der Tauchgang
Von der natürlichen Steinplatte führt der Schwimmweg nach rechts in Richtung der kleinen felsigen Landzunge. Kurz Bevor diese komplett umrundet wird, sollte der Kompass auf eine 210° Peilung eingestellt und in diese Richtung weiter geschwommen werden, bis der Meeresboden nicht mehr sichtbar ist. Sobald dies der Fall ist kann abgetaucht werden, um weiter in Richtung 210° zu tauchen. Eine am Meeresgrund befestigte Boje, die in fünf Metern Tiefe schwebt, kündigt bereits das Wrack an.

Eine weitere Alternative für den Einstieg ist ein kleiner Sprung hinter dem Felsen (P2) mit anschließendem gemütlichem Schwimmen nach Westen entlang der Küste. Nach rund fünf bis sechs Minuten (P6) wird eine Peilung (180°) genommen. Das Wrack kann nicht verfehlt werden. Als Ausstieg eignet sich der Felsen (P2) allerdings nicht. Dafür muss ebenfalls der Einstieg (P1) oder die Leiter daneben verwendet werden.

Die MV Xlendi liegt fast parallel zur Küste in einer Tiefe von knapp über 40 Metern mit dem Rumpf nach oben, der sich in einer Tiefe von etwa 36 Metern befindet. Diese Ro-Ro Fähre, hatte zwei Schiffsschrauben und zwei Laderampen, jeweils am Bug und am Heck. Da Tiefe und Länge des Wracks es einem Sporttaucher kaum erlaubt ohne Deko das Wrack zu umrunden, sollte die Aufmerksamkeit eher der dem Land zugewandten Schiffseite geschenkt werden. Hier liegt längsseits des Wracks etwa in der Mitte zwischen Bug und Heck – Richtung Ufer – ein sehr gut erhaltenes Autowrack und weiter westlich bietet die halb geöffnete Laderampe eine weitere theoretische, nicht empfehlenswerte Möglichkeit, das Wrack zu penetrieren. Die schweren Maschinen, die sich im Rumpf befinden, üben einen ständigen, starken Druck auf die Schiffswände und die Wrackstrukturen aus. Hinzu kommen etliche Winterstürme, womit das Wrack von einigen Tauchbasen bereits als instabil bezeichnet wird. Wer weiß, wie lange die schwere Maschinenlast noch getragen werden kann? Wenn es so weit ist, befindet sich hoffentlich kein Taucher in der Xlendi. Ferner kann der sehr sandige Boden unvorsichtigen Tauchern schnell die Sicht bis auf wenige Zentimeter reduzieren und den Ausgang in der ohnehin dunklen und tiefen Umgebung zur Gänze verschleiern.

Das Heck bzw. der Bug der MV Xlendi. Reintauchen ist lebensgefährlich.

Der Rückweg führt vom Auto aus in Umkehrrichtung jenes 210° Kurses bis zur Ausstiegsstelle. Erreicht man den Beginn eines Riffplateaus in einer Tiefe zwischen sechs und acht Metern sind es noch maximal 40 Meter bis zur Leiter oder der steinernen Platte.

Karwela, der Tauchgang
Der Ein- und Ausstieg ist der gleiche wie bei der MV Xlendi (P1). Um zur Karwela zu tauchen sollte von der Leiter in der Nähe vom Einstieg (P1) eine 180° Peilung genommen werden. Ein ausgedehntes sanft auf rund 15 Meter abfallendes Plateau muss überwunden werden, bis dieses steil abfällt. Von hier aus wird in dieselbe Richtung weitergetaucht, denn keine 30 Meter von Beginn der steilen Neigung entfernt liegt bereits die Karwela aufrecht auf dem sandigen Boden. Insgesamt dauert der Hinweg bis zum Heck der Karwela rund fünf bis sechs Minuten.

Für die Versenkung wurde die Karwela sehr gut präpariert. Kanten wurden geschliffen, Glasscheiben entfernt, womit das Gefahrenpotential beim Penetrieren der Karwela deutlich reduziert worden ist. Dies kann entweder vom Heck aus oder von einem der vielen großen, kreisrunden Löcher an der Schiffsseite geschehen. Nicht nur die Passagierbereiche können betaucht werden, Kapitänsstände und Maschinenraum zählen auch zu den beliebten Zielen dieses Wracks.

Auch wenn das Wrack nicht gerade sehr groß ist, liegt es doch ein wenig tief. Rechtzeitig ist der Rückweg einzuschlagen, ohne sich von der Cominoland verführen zu lassen. An guten Tagen ist nämlich die Cominoland bereits von Steuerbord aus sichtbar.

Cominoland, der Tauchgang
Der Einstieg, um zur Cominoland zu gelangen ist gleich jenem zur MV Xlendi oder jenem zur Karwela. Wie bereits zur Karwela sollte von der Leiter aus, keine 20 Meter vom Einstieg (P1) entfernt, eine 140 Grad Peilung genommen werden. Streng nach Peilung tauchend gelangt man über ausgedehnte Graswiesen nach zwei bis drei Minuten an einen Pantoffel-ähnlichen Felsen (wohl der einzige größere Felsblock weit und breit) und später an einem Fischernetz vorbei bis auch hier die Neigung plötzlich sehr steil wird. Über die steile Neigung hinweg sind es noch rund 30 Meter bis die dunklen Umrisse des Hecks der Cominoland gesichtet werden können. In Summe sind es rund sechs bis acht Minuten von der Leiter bis zur Cominoland.

Auf dem Weg zur Cominoland kommt man an diesem einzigen Felsen vorbei.

Die Versenkung war augenscheinlich ein voller Erfolg, denn auch die Cominoland steht wie die Karwela aufrecht auf dem sandigen Boden. Die Decksaufbauten sind vom Druck des Wassers bereits leicht eingedrückt, bieten aber dennoch viel Platz um in das Wrack hineinzutauchen. Ebenfalls sind Maschinenraum und Brücke betauchbar.

Die relativ geringe Größe der Cominoland lässt die Tiefe und die Zeit fast vergessen. Für den Rückweg ist noch genügend Bar für sechs Minuten Tauchzeit plus Reserve einzuplanen. Hat man bereits beim Antauchen des Wracks die Umkehrrichtung der 140° eingestellt, muss nur noch zum Ankunftsort zurückgetaucht werden, um anschließend der Umkehrpeilung zu folgen.

Xatt l-Ahmar
Machen wir uns nichts vor. So schön die Gegend Überwasser sein mag, umso weniger interessant ist die Bucht Unterwasser, die nicht mehr als acht Meter tief ist. Wenigstens ist das Plateau nicht völlig eben, sondern bietet abwechslungsreiche Strukturen. Kleine Überhänge, Felsspalten und Löcher, in denen Kraken oder Muränen gefunden werden können. Viele Kleinfische, die sich in dieser geschützten Bucht wohl fühlen, erwarten den Taucher. Dieser Ort eignet sich Bestens zum Durchführen eines Check-Dives, für Taucher, die schon lange nicht im Wasser waren oder über sehr wenig Taucherfahrung verfügen. Als geeignete Ein- und Ausstiege (P4) dienen die vielen Leitern, die am Ufer der Bucht an den Fels montiert sind. Eine Peilung hilft die richtige Leiter zu finden.

Extended Range
Das Xlendi Wrack und die beiden Wracks Karwela und Cominoland sind ideale Tauchplätze für Extended Range Taucher, denn jene rund fünf Minuten Grundzeit, die Sporttaucher für diese tiefen Tauchgänge zur Verfügung haben, sind bei Weitem zu wenig, will man zum Beispiel die Fähre ausgiebig erkunden. Persönlich tauche ich hier besonders gerne mit einer Doppelzwölf und einer kleinen Stage mit 50% Nitrox zum Dekomprimieren.

Die Cominoland und die Karwela lassen sich mit einer Doppelzwölf und einer Stage zum Dekomprimieren sehr gut in einem einzigen Tauchgang kombinieren. Eine Kombination der MV Xlendi mit den beiden neu versenkten Wracks dürfte aufgrund der Tiefe und Strecke eher nicht zu empfehlen sein.

Besonders gut gefallen hat mir ein Tauchgang mit einer Doppelzwölf, Stage und Scooter, den ich von Xatt l-Ahmar aus gemacht habe. Mit dem Scooter habe ich spielend alle drei Wracks in einem Tauchgang besucht, wie auf einem Wrackfriedhof.

Schwimmer, Schnorchler und Apnoe
Für Schwimmer und Schnorchler ist Xatt l-Ahmar und die Küste bis zu den Wrack Einstiegsstellen besonders gut geeignet.
Je nach Erfahrungsgrad können Apnoetaucher Xatt l-Ahmar und vor allem das Gebiet um den Einstieg zu den Wracks erkunden. Erfahrene Apnoetaucher könnten sich zwischen der Landzunge und der Xlendi immer wieder in die Tiefe wagen. Eine Boje würde ich trotz der Nähe zum Ufer jedenfalls mitnehmen. Die Karwela und die Cominoland sind vom Ufer zu weit weg, als dass sie sich für Apnoetaucher eignen würden. Zudem werden diese beiden Wracks regelmäßig auch von Tauchbooten angefahren.

Die Einstiegsstelle zum Tauchgang an der Xlendi, Karwela oder Cominoland.

Anfahrtsbeschreibung
Von Victoria nach Mgarr, kurz bevor der Hafen erreicht wird, liegt das Dorf Ghanjsielem. An der Hauptstraße auf der linken Seite (also von Mgarr kommend auf der rechten Seite) befindet sich das Gebäude der lokalen Zeitung mit einer großen Inschrift „Gozo Press“. Direkt am Ende des Gebäudes (bzw. am Anfang von Mgarr aus) biegt eine kleine Straße nach rechts (links) ab. Einige Meter weiter und eine weitere Biegung später erreicht man eine Straßengabelung, dessen linke Straße weitergefahren werden muss. Bei der ersten Möglichkeit biegt man links ab, wo sich ein Aussichtspunkt befindet. Von hier aus kann der gesamte weitere Verlauf der Straße bis zum Meer beobachtet werden, eine gute Orientierungshilfe. Die Straße mutiert nun zu einem Feldweg und schlängelt sich weiter in Richtung Meer hinunter. Dort fast angelangt, verzweigt sich der holprige Weg. Nach links winkt nach rund 200 m die Bucht Xatt l-Ahmar (Zugang P3 und P4), nach rechts gelangt man keine 20 Meter weiter zum Parkplatz mit einer kleinen Mauer (Zugang P1) und hölzernen Sitzbänken. Direkt unterhalb des Parkplatzes befindet sich die Einstiegsstelle zu den Wracks der MV Xlendi, der Karwela und der Cominoland.

Parkplatz für Taucher, die die Xlendi, Karwela oder Cominoland besuchen wollen.

Infrastruktur und Tipps
• Erwähnenswert erscheint mir der zwar kurze aber doch beschwerliche Weg vom Einstieg zum Parkplatz (bei P1). Insbesondere bei Tauchgängen mit langen Dekostopps sollte es jeder sachte angehen.
• Unmittelbar nach Regenfällen verschlechtert sich die Sicht Unterwasser dramatisch.
• Es gibt weit und breit keinen Stand und kaum Menschen (außer Taucher). Trinkwasser ist ausreichend mitzunehmen.
• Zwischen 10:00 und 15:00 ist der Parkplatz bei den Wracks so voll, dass unter Umständen auf einen Platz gewartet werden muss. Leider kommt es auch immer wieder vor, dass unkollegiale Tauchgruppen Parkplätze reseverviert halten, während die Kumpels frische Tauchflaschen holen fahren.
• Taucher, die ihr Auto an diesem Parkplatz abstellen, sollten unbedingt ihr Brevet (oder eine Kopie des Brevets) gut sichtbar an der Windschutzscheibe einklemmen.

Vom Parkplatz zur Einstiegsstelle führt ein steiler Weg hinunter.

 

2017-11-10T20:34:25+00:00 November 10th, 2017|Tauchgänge|